WAZ: Das Undenkbare wird denkbar – Kommentar von Thomas Wels
Essen (ots) – Nun ist denkbar, was vor einem Jahr auch der
Bundesfinanzminister für undenkbar hielt: ein Euro ohne Griechenland.
Die Kehrtwende von Wolfgang Schäuble zielt natürlich einzig und
allein auf die mit dem Chaos ringenden Parteien in Griechenland. Die
Botschaft lautet: Es geht auch ohne euch, inzwischen wären die Folgen
etwa durch Bankenpleiten beherrschbar. Das ist sogar richtig.
Gleichwohl ist Schäubles Drohung gefährlich. Sofort steht die Frage
im Raum, was denn mit dem nächsten Wackelkandidaten ist, ob
Griechenland ein Sonder- und Einzelfall bleibt. Ein
Auseinanderbrechen der Euro-Zone in zwei Blöcke – dem schwächeren
Süd-Euro und dem stärkeren Nord-Euro – würde mit einem Abschied
Athens jedenfalls nicht unwahrscheinlicher. Auch das wäre machbar,
freilich mit Verwerfungen: Politisch müsste man eine solche Teilung
als (zwischenzeitliches) Scheitern des Euro werten; ökonomisch würde
eine Teilung in Deutschland und den Nord-Ländern wegen steigender
Wechselkurse die Exporte einbrechen lassen. Die Süd-Länder würden
günstiger exportieren können und mithin wettbewerbsfähiger. Wünschen
sollte sich keiner ein solches Szenario, es ist ein Plan B für den
Fall, dass einige Regierungen den Sparkonsens aufkündigen.
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