Wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2012

Wie geht es weiter mit dem Aufschwung und der Konjunktur?

Die deutsche Wirtschaft ist stabil, dennoch hat sich die „Grunddynamik“ verlangsamt, dies teilte heute das Bundesministerium für Wirtschaft und Industrie mit. Dennoch ist der Aufschwung bei den Beschäftigungen sowieso die positive Entwicklung des Einkommens gegeben,  was natürlich positiv stimmt angesichts wegbrechender Exporte und der damit noch größeren Bedeutung der deutschen Binnenkonjunktur.

„Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2012

  • Die deutsche Wirtschaft zeigt sich vor dem Hintergrund gestiegener externer Risiken im zweiten Quartal 2012 bislang stabil. Ihre Grunddynamik hat sich aber verlangsamt.
  • Produktion und Bestelltätigkeit in der Industrie gaben nach kräftigen Zuwächsen im Vormonat zu Beginn des zweiten Quartals nach. Der teilweise deutliche Rückgang der Stimmungsindikatoren spiegelt die erhöhten Risiken aus dem internationalen Umfeld wider.
  • Der anhaltende Beschäftigungsaufschwung und eine positive Einkommensentwicklung bilden weiterhin wichtige Rahmenbedingungen für eine robuste Binnenkonjunktur.

Die deutsche Wirtschaft erweist sich in einem schwierigen internationalen Umfeld weiterhin als stabil. Mit einem überraschend starken Wachstumsschub im ersten Quartal wurde die kurze Wachstumsschwäche des vierten Quartals 2011 überwunden. Im Verlauf des zweiten Jahresviertels sind jedoch die Risiken für die konjunkturelle Erholung wieder stärker ins Blickfeld gerückt.

Sowohl die realwirtschaftlichen Indikatoren als auch die Einschätzungen in aktuellen Umfragen haben nachgegeben. Die im Frühjahr aufgekommene Erwartung einer wirtschaftlichen Belebung, die sich auf nachlassende Spannungen im Euroraum und auf gute Daten aus wichtigen Wirtschaftsnationen stützte, ist aktuell einer erhöhten Skepsis gewichen. Sorgen über das Wirtschaftswachstum, insbesondere in der Eurozone, aber auch in den USA oder China traten wieder deutlicher zu Tage.

Zudem verschärften sich die Probleme in den Bankensektoren einzelner europäischer Peripheriestaaten und die Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung in Griechenland nahm zu. All dies führte zu gestiegener Unruhe an den Finanz- und Aktienmärkten. In der Perspektive bleibt die binnenwirtschaftlich robuste deutsche Konjunktur damit nach wie vor erheblichen externen Risiken ausgesetzt.

Es ist daher richtig, dass sich die Europäische Kommission Gedanken darüber macht, wie die Bankenaufsicht in Europa weiter verbessert werden kann. Allerdings kann das Ziel nicht eine weitere Vergemeinschaftung von Risiken im Bankensektor sein. Die von der Kommission gemachten Vorschläge sind zudem kein kurzfristiges Kriseninstrument.

Sie würden eine umfangreiche Reform der rechtlichen Grundlagen auf nationaler wie auf europäischer Ebene erfordern. Um Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern zu stabilisieren, ist deshalb aktuell die möglichst rasche Verabschiedung des Fiskalvertrags von ganz zentraler Bedeutung.

Der deutsche Außenhandel konnte von dem sich wieder belebenden Welthandel profitieren. Im ersten Quartal [1] stiegen die Warenausfuhren um 2,7 %. Die Einfuhren erhöhten sich um 2,4 % [2].

In der deutschen Industrie kam es nach dem positiven Produktionsergebnis im Vormonat im April zu einer Gegenbewegung (-2,4 %). Gleichzeitig war der Rückgang der Erzeugung im Bauhauptgewerbe (-6,0 %) im April zu erwarten gewesen, da der Vormonat durch witterungsbedingte Nachholeffekte nach oben überzeichnet war. Insgesamt blieb die Produktion im Produzierenden Gewerbe in der Tendenz stabil.

Die Aussichten für die Entwicklung in der Industrie sind weiterhin durch erhöhte Unsicherheit gekennzeichnet. Die Auftragseingänge im März sind aufgrund von Nachmeldungen deutlich aufwärts revidiert worden (März: +3,2 %). Trotz des aktuellen Rückpralls im April um 1,9 % haben sie offenbar ihren Tiefpunkt im ersten Quartal hinter sich gelassen.

Bei leichtem Anstieg der Inlandsnachfrage erhöhten sich die Bestellungen aus dem Ausland weiterhin merklich stärker. Allerdings stehen der tendenziellen Besserung der Nachfrage zuletzt deutlich schwächere Umfrageergebnisse bei Einkaufsmanagern und Unternehmen gegenüber.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv. Die schwächeren konjunkturellen Impulse führten aber zu einer nachlassenden Dynamik. Die Beschäftigung wurde im April um saisonbereinigt 29.000 Erwerbstätige ausgeweitet. Die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist nach wie vor sehr kräftig.

Insgesamt waren im April 41,42 Millionen Personen erwerbstätig. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ging im Mai etwas weniger stark als saisonal üblich auf 2,855 Millionen zurück. Bei leichten Abschlägen einzelner Indikatoren bewegt sich die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin auf hohem Niveau. Alles in allem bleibt der Arbeitsmarkt eine maßgebliche Stütze für die Binnenkonjunktur.

Dank der anhaltenden Beschäftigungszunahme und der positiven Lohnentwicklung werden die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte weiter ansteigen und zur Stärkung der Kaufkraft der Verbraucher beitragen. Die Umsätze im Einzelhandel tendieren nach einer längeren Abwärtsbewegung wieder leicht aufwärts.

Zugleich hat der in den vergangenen Monaten erhöhte Preisdruck etwas nachgelassen. Im Mai lag die Preissteigerungsrate zum Vorjahr bei 1,9 % und damit erstmals seit anderthalb Jahren wieder unter der 2-Prozent-Marke. Die Perspektiven für den privaten Konsum bleiben damit freundlich.

Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Juli-Ausgabe des Monatsberichts “Schlaglichter der Wirtschaftspolitik” veröffentlicht. Die Juli-Ausgabe wird voraussichtlich Ende der 25. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.
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[1] Werte für April werden vom Statistischen Bundesamt am 8. Juni veröffentlicht.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, beziehen sich alle Veränderungsraten saison- und arbeitstäglich bereinigt (X-12-ARIMA-Verfahren) auf die jeweilige Vorperiode.“

Quelle Pressemitteilung: Bundesministerium für Wirtschaft und Industrie