Eurokrise: War Zypern erst der Anfang?

Bankkunden in der Eurozone werden zur Kasse gebeten

In Zypern geht die Angst um. Die Sparer werden enteignet, ein Teil ihres Geldes festgefroren. Gestern haben sich die Finanzminister der Eurogruppe für das Hilfspaket für Zypern entschieden, mit einschneidenden Schritten für Anleger. Bei Einlagen unter 100.000 werden nun 6,75 Prozent Abgabe verlangt, bei Einlagen über 100.000 Euro liegt diese Quote sogar bei 9,9 Prozent.

Damit werden im Rahmen der Eurokrise erstmals Bankkunden in der Eurozone zur Kasse gebeten. War Zypern erst der Anfang der Enteignungen, lautet dabei die bange Frage, die sich viele Sparer in der Währungsunion nun stellen müssen.

Durch die Zwangsabgabe sind es wieder einmal die Sparer, die unter dem Kurs der Eurozone leiden müssen. Durch den niedrigen Leitzins sind bereits heute die Zinsen für Tagesgeld und Festgeldanlagen teilweise im Keller, nur noch wenige Angebote sind noch so gut verzinst, dass sie über der Inflationsrate liegen und damit in der Lage sind, eine Realverzinsung zu bieten.

Die Frage wird nun sein, wie es weitergehen soll. Wird Zypern der Anfang sein, folgen dann Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Frankreich mit solchen Zwangsabgaben? Zypern soll angeblich ein Einzelfall sein, auch wegen der Schwarzgelder, die dort auf den Konten lagern sollen. Aber die Abgabe trifft nicht nur diese Gelder, sondern gerade auch die Sparer, die ihr Geld beiseitegelegt haben, um die Schuldenkrise in Europa zu überstehen. Die Entscheidung, welche die Finanzminister der Eurogruppe da getroffen haben, ist höchst fragwürdig. Damit ist, nach dem Schuldenschnitt für Griechenland die nächste brisante Stufe in der Eurokrise erreicht – wir glauben, dies ist erst der Anfang vom Ende einer Wirtschaftskrise, welche Europa in den kommenden Jahren noch schwer zusetzen und viele Arbeitsplätze vernichten wird. Die Krise ist mitten unter uns, auch wenn Zypern und Griechenland weit entfernt scheinen…