Bei Energieschulden rechtzeitig ein P-Konto einrichten!
Die nackte Angst geht um in Deutschland. Viele BürgerInnen haben Angst, dass sie die Rechnungen Ihrer Energieversorger nicht mehr bezahlen können. Ausgelöst durch die Energiepreiskrise könnten die Energieschulden aus Gas, Strom und Heizung in den kommenden Monaten dramatisch ansteigen. Was Sie tun können, wenn Ihnen die Energierechnungen über den Kopf wachsen:
Kontakt mit dem Energieversorger aufnehmen
Das Allerwichtigste, wenn Sie Ihre Gasabrechnung oder Ihren Strom oder Fernwärme nicht mehr bezahlen können: Nehmen Sie umgehend Kontakt mit Ihrem Energieversorger auf. Lassen Sie den Brief mit der zu leistenden Nachzahlung auf keinen Fall liegen! Fragen Sie umgehend wegen einer Ratenzahlung der Energieschulden an, anstatt es einfach laufen zu lassen. Sonst kommen noch Mahnkosten und Inkassokosten dazu. Und läuft ein Inkassoverfahren wegen Energieschulden erst einmal, wird es schwer, noch eine Ratenzahlungsvereinbarung mit dem Energieversorger machen zu können. Dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen – und Energiesperren drohen nicht nur, sondern werden in der Regel dann auch umgesetzt.
Inwieweit es ein Moratorium geben wird, bei dem der Gesetzgeber festlegt, dass es wegen Energieschulden nicht zu Gas-, Strom- oder Heizungssperrungen kommt, ist noch nicht klar. Auch ist nicht klar, bis zu welcher Verbrauchshöhe das Energiemoratorium gelten könnte. (Mit Finanznews-123.de bleibe ich hier für Sie dran!)
Kredit für Energieschulden aufnehmen
Lässt sich Ihr Energieversorger nicht auf eine Ratenzahlung ein, können Sie versuchen, einen Kredit für die Nachzahlung der Energiekosten zu bekommen.
Mehr dazu finden Sie hier:
Wo kann ich einen Kredit für Energieschulden aufnehmen
Antrag beim Jobcenter oder Sozialamt für ein Darlehen stellen
Geht der Energieversorger nicht auf eine Ratenzahlung ein und Sie können auf dem normalen Weg keinen Kredit bekommen, beispielsweise weil sie nicht genug Geld verdienen. Dann können Sie versuchen, beim zuständigen Jobcenter oder Sozial ein Darlehen für Ihre Energieschulden zu bekommen.
Wie genau die Antragsstellung geht und was Sie dabei beachten müssen, können Sie in zahlreichen Hilfeforen für solche Themen finden. Wichtig ist: Der Antrag muss schriftlich erfolgen! Haben Sie einen Zugang zu Jobcenter digital, so können Sie den Darlehensantrag dort hochladen.
Energieschulden: Privat nach einem Darlehen suchen
Hilft all das nichts, oder Sie wollen auf keinem der Wege ein Darlehen für Ihre Energieschulden aufnehmen, aber Ihr Energieversorger stellt sich quer wegen einer Ratenzahlungsvereinbarung für die Gas-, Strom- oder Heizungs-Nachzahlung: Dann können Sie versuchen, sich in Ihrem privaten Umfeld Geld dafür zu leihen.
Sie können aber auch über eine der Kreditplattformen gehen, die Kredite von privat an privat vermitteln. Und auf diesem Wege versuchen, private Geldgeber für die Nachzahlung der Energieschulden zu erhalten. Dies kostet natürlich Geld, sowohl das Darlehen von privat als auch die Gebühr, die für die vermittelnde Kreditplattform anfällt.
Wenn all das nicht hilft: P-Konto einrichten!
Sollten Sie keine der Möglichkeiten nutzen können, droht Ihnen eine Pfändung der Energieschulden. Um Kontopfändungen zu vermeiden, sollten Sie rechtzeitig ein P-Konto einrichten. Mit dem Pfändungsschutzkonto haben Sie einen monatlichen Freibetrag, unter dem keine Pfändungen von Geldern auf Ihrem Girokonto möglich ist.
Bei den meisten Geldinstituten ist das Einrichten eines solchen P-Kontos inzwischen ganz einfach und mit ein oder zwei Klicks zu bewerkstelligen. In Ihrem Onlinebanking zu Ihrem Konto müsste sich dies auch schnell finden lassen.
Aber bitte beachten: Ein P-Konto kann nur auf einem Konto eingerichtet werden. Das heißt, auf einem Girokonto oder einem Sparkonto. Gemeinschaftskonten von Ehepaaren oder Lebenspartnern können nicht in ein Pfändungsschutzkonto umgewandelt werden. Hier gilt es, bei einer Pfändung der Energieschulden schnell auf das pfändende Institut oder den Rechtsanwalt zuzugehen und eine Ratenzahlung zu vereinbaren. Diese Ratenzahlungsvereinbarung bringt zwar meist noch weitere Kosten mit sich. Doch es ist immer noch besser, als das Geld auf dem Konto gar nicht mehr zur Verfügung zu haben oder nach einer Kontopfändung mit einem P-Konto nur noch zum Teil.
An eine Schuldnerberatung wenden
Sollten Ihnen die Energieschulden über den Kopf wachsen und auch für eine Ratenzahlung keine finanziellen Mittel mehr haben, wenden Sie sich an eine Schuldnerberatung vor Ort und vereinbaren einen Termin mit einem Schuldnerberater. Möglich ist je nach Beratungsangebot auch
eine Online Schuldnerberatung, wie dies z. B. die Caritas anbietet.
Wenn Sie Ausschau nach einer Schuldnerberatung halten, achten Sie unbedingt darauf, dass diese kostenlos angeboten wird. Es gibt inzwischen zahlreiche Anbieter im Bereich Schuldensanierung, für die Gebühren anfallen. Bei Schuldnerberatungen von Hilfsorganisationen wie der Caritas und den Beratungsangeboten der Kommunen fallen keine Kosten für Sie an.
Wie kann ich es erst gar nicht zu Energieschulden kommen lassen?
Wenn es monatlich irgendwie geht bei den ganzen sonstigen gestiegenen Lebenshaltungskosten, erhöhen Sie Ihre monatlichen Vorauszahlungen an Ihren Energieversorger. Haben Sie einen Direktvertrag, können Sie dies ganz unbürokratisch durch eine Erhöhung der monatlichen Abschlagszahlungen machen. Läuft Gas, Strom und Fernwärme über Ihren Vermieter, sprechen Sie diesen an, inwieweit Sie die monatlichen Nebenkosten erhöhen können, um spätere sehr hohe Nachzahlungen bereits im Vorfeld abzufedern.
Ein Wort zum Schluss
Es ist für uns alle schwer. Egal ob Geringverdiener oder Mittelstand, die Energiepreiskrise und die Preisexplosionen für Lebensmittel betreffen uns durch die Bank weg. Lassen Sie den Kopf nicht hängen und geben Sie nicht auf. Setzen Sie sich rechtzeitig mit Ihrem Energieversorger oder Ihrem Vermieter in Kontakt, um Sperren oder gar eine Wohnungskündigung zu vermeiden.
Das Schlimmste, was man in einer so dunklen Zeit tun kann, ist es, einfach die Post nicht mehr zu öffnen und sich gar nicht mehr um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Ist dies bei Ihnen inzwischen der Fall, suchen Sie sich bitte psychologische Hilfe. Durch dieses tiefe Tal sollten Sie dann nicht alleine gehen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder einem anderen Arzt Ihres Vertrauens oder wenden Sie sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst bei Ihnen vor Ort.