Debatte um Selbstbeteiligung in der GKV: Versicherungsexperte erklärt, ob ein Wechsel in die PKV aktuell sinnvoll ist
Nicht erst seit Corona laufen die Kosten für die Gesundheitsversorgung aus dem Ruder. Die gesetzliche Krankenversicherung, kurz GKV, stößt zunehmend an ihre Grenzen. Um das deutsche Gesundheitssystem zu entlasten, fordert der Freiburger Gesundheitsökonom Bernd Raffelhüschen mehr Eigenverantwortung von den Patienten. Sein Vorschlag: Versicherte sollen pro Jahr gestaffelt bis zu 2.000 Euro Selbstbeteiligung zahlen. Zusätzlich sollen sie für Krankheiten und Verletzungen durch selbstgewählte Risiken, so zum Beispiel durch Rauchen oder Skifahren, komplett selbst aufkommen.
“Das deutsche Gesundheitssystem wird immer teurer – und das bekommen auch die Bürger zunehmend zu spüren”, weiß Versicherungsprofi und Buchautor Dieter Homburg. “Sollten die Vorschläge auf offene Ohren stoßen, ist davon auszugehen, dass die Leistungen der GKV in Zukunft nicht nur teurer, sondern auch schlechter werden. Spätestens dann lohnt es sich in bestimmten Fällen, über einen Wechsel in die private Krankenversicherung nachzudenken.” Gerne verrät Dieter Homburg im Folgenden, für wen sich der Wechsel in die PKV lohnt.
PKV als Schutz vor den Plänen der Bundesregierung
Seit der Coronakrise ist das Loch in der gesetzlichen Krankenversicherung, kurz GKV, riesig geworden und die Kosten laufen aus dem Ruder. Um diese Situation zu verbessern, schlug der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen vor, eine Selbstbeteiligung von 2.000 Euro für Kassenpatienten einzuführen. Seitdem denken immer mehr Menschen darüber nach, ob ein Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) für sie sinnvoll wäre.
Grundsätzlich kann die PKV eine Alternative sein, um sich vor den Plänen der Bundesregierung zu schützen. Im Gegensatz zur GKV kann der Versicherer in der PKV die Leistungen nicht nachträglich kürzen. Wenn man schlau vorgeht, kann man auf diese Weise seine Gesundheit besser schützen und für bezahlbare Beiträge bis ins hohe Alter sorgen. Um zu entscheiden, ob ein Wechsel in die PKV im Einzelfall lohnenswert ist, sollten jedoch verschiedene Faktoren berücksichtigt werden.
Wann ein Wechsel in die PKV sinnvoll ist
Bevor der Wechsel in die PKV in Erwägung gezogen wird, sollten Versicherte sich zunächst vergewissern, ob sie überhaupt für eine private Krankenversicherung in Frage kommen. Denn in Deutschland gibt es gesetzliche Auflagen, die regeln, wer die Wahl zwischen GKV und PKV hat. Beispielsweise können Beamte, Selbstständige, Studierende und Angestellte mit einem Jahreseinkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze in die PKV wechseln. Derzeit liegt diese bei 66.600 Euro pro Jahr und steigt jährlich. Für alle anderen Personengruppen lohnt sich ein Wechsel in die PKV nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Neben dem Einkommen spielt auch das Alter eine Rolle bei der Entscheidung für eine PKV. Je jünger die Versicherten beim Eintritt sind, desto niedriger fallen die Beiträge aus. Doch ab etwa 45 Jahren und insbesondere wenn auch noch Kinder mitzuversichern sind, kann das Verhältnis zwischen GKV und PKV zu Ungunsten der PKV kippen. Eine private Krankenversicherung kommt dann meist nur noch in Ausnahmefällen infrage.
Die individuelle Gesundheitssituation darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Personen mit bestimmten Vorerkrankungen können Schwierigkeiten haben, in die PKV aufgenommen zu werden und müssen mit höheren Beiträgen rechnen. In diesem Fall kann es finanziell sinnvoller sein, in der GKV zu bleiben.
Fazit
Ein Wechsel in die PKV ist eine individuelle Entscheidung, die gut durchdacht werden sollte. Es ist von großer Bedeutung, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen, bevor man eine Entscheidung trifft. Auch wenn man grundsätzlich das Recht hat, in die PKV zu wechseln, bedeutet das nicht automatisch, dass ein Wechsel auch finanziell lohnenswert ist. In bestimmten Fällen kann die GKV trotz steigender Beiträge die bessere Wahl sein.
Wenn man einen Wechsel in die private Krankenversicherung als vorteilhaft erachtet, sollte man nicht nur den aktuellen Preis und die Leistungen vergleichen, sondern auch die langfristige Stabilität der Beiträge über mindestens 25 Jahre hinweg berücksichtigen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass man einen Teil der Einsparungen rentabel anlegen sollte. Um einen stabilen Tarif mit guten Bedingungen und sinnvoller Rücklagenbildung im Alter zu finden, kann es hilfreich sein, einen PKV-Versicherungsprofi zu konsultieren. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern bietet auch Sicherheit und Vertrauen in den Krankenversicherer im Ernstfall.
Über Dieter Homburg:
Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches “Altersvorsorge für Dummies”. Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. Seit über 25 Jahre vergleicht er die Beitragsverläufe von Privaten Krankenversicherungen und hat bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen. Weitere Informationen finden Sie hier.