Union fordert höhere GKV-Eigenbeteiligung: Experte erklärt, was das für Versicherte bedeutet und ob sich ein Wechsel in die PKV jetzt lohnt
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht in diesem Jahr vor einer ernsten Herausforderung. So liegt ihr erwartetes Defizit bei 17 Milliarden Euro. Entsprechend fordert die Union eine höhere GKV-Eigenbeteiligung der Versicherten. Diese Anpassung soll auch eine befürchtete Flatrate-Mentalität unterbinden. Geplant ist außerdem, im Jahr 2024 die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung von 4.987,50 auf 5.175 Euro zu erhöhen. Besonders für Gutverdiener stellt dies eine negative Entwicklung dar, denn sie müssen folglich mehr in die gesetzliche Krankenversicherung zahlen.
„Für viele Versicherte sind die erhöhte Eigenbeteiligung und die vorgeschlagenen Tarifmodelle ein Weckruf, um sich über alternative Versicherungsoptionen Gedanken zu machen. Diese sind in jedem Fall vorhanden“, so Dieter Homburg. Der renommierte Versicherungsexperte und Bestsellerautor beleuchtet nachfolgend, was die höhere GKV-Eigenbeteiligung für Versicherte bedeutet und was sie bei einem Wechsel in die PKV beachten müssen.
Mit diesen Vorteilen punktet die PKV
Immer mehr Kassenpatienten überlegen, ob sich ein Wechsel in die PKV für sie lohnt. Das liegt an den jüngsten Erhöhungen der Beitragskosten, aber auch an den generell attraktiven Vorteilen der Privatversicherung. In Verbindung mit der gestiegenen Lebenserwartung und dem Bedarf an einer optimalen medizinischen Versorgung überrascht der Wechselwunsch also kaum.
So profitieren Privatversicherte beispielsweise von der freien Arzt-Wahl und deutlich schnelleren Terminen. Diese beiden Vorteile sind nicht zu unterschätzen: Die Lebenserwartung eines privatversicherten Mannes liegt auch aufgrund von ihnen knapp sechs Jahre höher als die eines Kassenpatienten. Zudem kann sich ein PKV-Patient problemlos in privaten Krankenhäusern behandeln lassen. Deren Anzahl steigt im Gegensatz zu öffentlichen Krankenhäusern, die immer öfter schließen müssen.
Darüber hinaus können Privatpatienten die Meinungen unterschiedlicher Ärzte einholen und damit ihren Behandlungsverlauf aktiv beeinflussen. Möglich ist für sie dabei auch, Behandlungen einzufordern oder abzulehnen. Ein frühzeitiger Zugang zu innovativen Behandlungsmethoden sowie Medikamenten unterstützt die Gesundheit von PKV-Versicherten außerdem. Kassenpatienten müssen auf solche Leistungen in der Regel mehrere Jahre warten.
Das sollte bei der Wahl des Versicherers unbedingt beachtet werden
Privatpatienten oder GKV-Versicherte, die über einen Wechsel nachdenken, sollten bei der Wahl ihres Versicherers allerdings vorher gut überlegen. Drei häufige Fehler können sich dabei besonders fatal auf ihren Versicherungsschutz auswirken:
1. Es reicht nicht aus, sich nur auf Vergleiche im Internet zu verlassen
Vergleichstarife im Internet klingen immer verlockend. Sie stellen jedoch keine Hilfe bei der Wahl eines bezahlbaren Tarifs im Alter dar. Einerseits müsste man das Kleingedruckte exakt verstehen, um die Unterschiede einschätzen zu können. Andererseits erfährt man im Internet nichts über eine langfristige Beitragsstabilität eines Tarifs (ab 25 Jahre aufwärts). Wenn Angaben gemacht werden, beziehen sich diese meist nur auf kurze Zeiträume von maximal 10 Jahren. Diese Zeit ist allerdings kaum aussagekräftig und ein Interessent kann nicht abschätzen, ob sich die Mischkalkulation des jeweiligen Tarifes über Jahrzehnte bewährt hat. So kann man nicht sicher herausfinden, ob Beiträge tatsächlich fair kalkuliert sind oder eventuell größere Preissprünge zu erwarten sind.
2. Die PKV ist keine Spardose!
In vielen PKV-Werbungen wird das Bild vermittelt, der Wechsel in die PKV gehe mit einer Beitragsersparnis einher. Solche Aussagen sind falsch. Vielleicht sind die Lockangebote in jungen Jahren günstig, doch im Alter explodieren die Kosten dann in der Regel. Es gilt also, kritisch zu bleiben und auf einen nachweislich stabilen Versicherungsanbieter zu setzen. Außerdem sollte jeder PKV-Versicherte seine Ersparnisse gegenüber der GKV konsequent für später zurücklegen.
3. Hochglanzprospekte und Kleingedrucktes
Hochglanzprospekte machen einiges her. Da lässt man sich gerne auch mal vom Kleingedruckten ablenken. Doch genau hier verstecken sich Stolpersteine. Jeder Interessent an der PKV sollte daher das Kleingedruckte akribisch lesen. Denn wer Floskeln übersieht, sitzt im schlimmsten Fall später auf Arztrechnungen oder wird gar nicht erst behandelt. Alles, was wichtig ist, sollte vor der Wahl eines privaten Versicherers also sorgfältig durchleuchtet werden.
Über Dieter Homburg:
Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches „Altersvorsorge für Dummies“. Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. Seit über 25 Jahre vergleicht er die Beitragsverläufe von Privaten Krankenversicherungen und hat bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen.
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