Finanzaufsicht Fehlanzeige – Millionenschäden durch Fehlentwicklungen
Die unabhängige Stiftung Warentest hat gemeinsam mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband Berechnungen angestellt, wie viel den Verbrauchern in unserem Land jährlich verloren geht durch eine fehlende Finanzaufsicht. Beide dringen auf das Einsetzen einer Kontrollinstanz, welche die installierten Gesetze auch auf ihre Einhaltung überprüft.
„Milliardenschäden durch fehlende Finanzaufsicht:
Stiftung Warentest und vzbv stellen Berechnungen vor
Finanzielle Schäden in Höhe von über 700 Millionen Euro entstehen den Verbrauchern jährlich durch ineffiziente Riester-Verträge, zu hohe Dispozinsen und Fremdabhebegebühren. Das zeigen Berechnungen der Stiftung Warentest und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Um solchen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, fordern die beiden Organisationen, den Verbraucherschutz in der Finanzaufsicht zu verankern.
„Es reicht nicht allein, vernünftige Gesetze zu machen. Die Einhaltung der Gesetze muss gerade auch bei Finanzprodukten kontrolliert werden. Schließlich hat der Kunden kaum eine Chance, die Versprechungen der Anbieter selbst auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest.
„Die Beispiele zeigen systematisches Marktversagen zulasten der Verbraucher. Einzelmaßnahmen reichen da nicht aus. Die Bundesregierung muss den Verbraucherschutz endlich auch in Deutschland effektiv in der Finanzaufsicht verankern“, fordert vzbv-Vorstand Gerd Billen.
Beispiel 1: Riester-Verträge
Bei der privaten Altersvorsorge sind die finanziellen Schäden für Verbraucher besonders dramatisch: Vergleiche der Stiftung Warentest zeigen, dass viele Riester-Produkte zu teuer sind. Fällt die durchschnittliche Rendite dadurch nur ein Prozent niedriger aus, sind die Verluste enorm. Bezieht man dies auf die staatlichen Zulagen, die bis einschließlich 2009 gezahlt wurden (gut sechs Milliarden Euro), summieren sich die Verluste für die Verbraucher auf 115 Millionen Euro. Nimmt man weiter eine konstante Zulagen-Summe von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr an, so wachsen die Verluste bis 2020 auf mehr als drei Milliarden Euro, bis 2030 sogar auf über 11 Milliarden Euro.
Beispiel 2: Dispozinsen
Ein weiteres Ärgernis sind überhöhte Dispozinsen. Die Banken kommen derzeit besonders günstig an Geld. Betrug der Leitzins der Europäischen Zentralbank im September 2008 noch 4,25 Prozent, so lag er im Februar 2010 nur noch bei einem Prozent. Dagegen sanken die durchschnittlichen Zinsen für Überziehungskredite an private Haushalte im gleichen Zeitraum nur von 11,98 auf 10,28 Prozent. Die Differenz zwischen der Absenkung des Leitzinses und der Dispozinsen beträgt demnach 1,55 Prozentpunkte. Das Kreditvolumen lag im Februar 2010 bei rund 41,8 Milliarden Euro. Bezogen auf diese Summe entsteht den Verbrauchern ein finanzieller Schaden von etwa 650 Millionen Euro im Jahr.
Beispiel 3: Fremdabhebegebühren
Auch die Schäden durch teure Fremdabhebegebühren sind immens. Laut Europäischer Zentralbank heben Verbraucher in Deutschland pro Jahr rund zwei Milliarden Mal Geld am Automaten ab. Unterstellt man ein Prozent Fremdabhebungen, so finden jährlich 20 Millionen Transaktionen statt, bei denen Gebühren anfallen. Die Kosten für eine Fremdabhebung betragen mittlerweile durchschnittlich sieben Euro. Geht man davon aus, dass die tatsächliche Belastung der Banken bei maximal zwei Euro liegt, so entsteht den Verbrauchern pro Abhebung ein Schaden von fünf Euro. Hochgerechnet auf alle Transaktionen sind das 100 Millionen Euro pro Jahr.“
Quelle Pressemitteilung: Stiftung Warentest