Badische Neueste Nachrichten: Facebooks Gefahr

Karlsruhe (ots) – Facebooks wirtschaftlicher Aufstieg ist
atemberaubend. Seit drei Jahren ist das Unternehmen profitabel, im
vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Gewinn von einer
Milliarde Dollar. Die Erfolgsstory sucht in der Wirtschaftsgeschichte
ihresgleichen und soll nun mit dem Börsengang gekrönt werden. Die
Aktien werden aus Millionären Milliardäre machen. Wer frühzeitig an
Marc Zuckerbergs Idee eines weltweiten Netzwerks glaubte und
investierte, der reibt sich nun die Hände. Der Börsengang wird aber
auch den Charakter des Netzwerks verändern und ist nicht weniger als
eine Gefahr für die Idee Facebook. Denn das Kapital dieses
Milliarden-Konzerns sind ausschließlich seine Nutzer. Es ist schwer
zu begreifen, wie es ein Unternehmen, das keine materiellen Güter
produziert, in die Weltspitze der Wirtschaft geschafft hat. Gründer
Zuckerberg hat die Zeichen der Zeit erkannt, als die
Digitalisierungswelle den Globus zusammenschrumpfen ließ. Ferne
Länder sind keine Weltreise mehr, sondern nur noch ein paar
Mausklicks entfernt. Facebook ist dabei der Marktplatz, auf dem sich
inzwischen 900 Millionen Menschen tummeln. Und jeder einzelne
bedeutet für Facebook bares Geld. Seine Erlöse erzielt das
Unternehmen zu 85 Prozent mit Werbung. Je mehr die Nutzer sich
vernetzen, Persönliches preisgeben und Bilder und Videos hochladen,
desto mehr Material hat Facebook für seinen Vermarktungsapparat. Das
ist per se nichts Schlechtes und die Nutzer sind sich darüber auch
zum Großteil im Klaren. Aber das Konzept steht auf wackligen Beinen,
denn es basiert auf Vertrauen. Und die Internet-Gemeinde reagiert
sensibel, wenn es um Themen wie Freiheit und Datenschutz geht.
Verspielt ein von Investoren gesteuertes und auf Rendite ausgelegtes
Zuckerberg-Imperium das Vertrauen seiner Nutzer, dann werden sie in
Scharen davonlaufen. Facebook würde dann nicht nur als
Internet-Gigant in die Geschichte eingehen, sondern auch als riesige
Geldvernichtungsmaschinerie.

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Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
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