Beitragsschock für Kassenpatienten: Lohnt sich ein Wechsel in die PKV und worauf muss geachtet werden?
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist gerade ordentlich dabei, zu straucheln. Steigende Beiträge für gesetzlich Versicherte bahnen sich an und rufen große Zweifel und Sorgen hervor – insbesondere, weil die Versicherten nicht vorhersagen können, was die Zukunft bringt. Für viele Menschen scheint der Eintritt in die Private Krankenversicherung (PKV) als Ausweg.
Den Übergang zur PKV zu voreilig zu vollziehen, ist allerdings nicht ratsam. Es gibt zu viele spezifische Aspekte, die gründlich geprüft werden müssen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Welche diese sind und zu welchem Zeitpunkt der Wechsel tatsächlich sinnvoll ist, wird im nachfolgenden Artikel behandelt.
Die PKV als Alternative
Die aktuelle Lage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist prekär. Seit der Corona-Pandemie haben die Kosten jedes Jahr die vorgesehenen Budgets überschritten. Die Politik ist daher auf der Suche nach Lösungen. Eine davon wurde von Bernd Raffelhüschen vorgeschlagen. Der Finanzwissenschaftler aus Freiburg plädiert für eine höhere Eigenbeteiligung der GKV-Versicherten – ganze 2.000 Euro sollen sie zukünftig selbst beisteuern. Doch dieses Konzept stößt auf Widerstand. Viele Patienten überlegen sogar, zur privaten Krankenversicherung (PKV) zu wechseln – und das aus gutem Grund.
Grundsätzlich kann der Wechsel zur PKV eine überlegenswerte Option sein, um den kostspieligen Plänen der Bundesregierung zu entgehen. Ein zusätzlicher Anreiz: Im Gegensatz zur GKV können in der PKV die Leistungen für den Versicherten nicht nachträglich gekürzt werden. Wenn man es richtig angeht, kann man sogar bis ins hohe Alter für erschwingliche Beiträge sorgen. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn der Wechsel zur PKV sollte gut überlegt sein. Dabei sind einige Fragen zu berücksichtigen.
1. Wie steht es um meine Gesundheit und gibt es bestehende Krankheiten?
Sollte ein Interessent unter bestimmten Krankheiten leiden, ist es ratsam, den Eintritt in die PKV gründlich zu überdenken. Denn dies kann erhöhte Beiträge zur Folge haben. In solchen Fällen ist es oft sogar klüger, nicht zu wechseln.
2. Wie ist meine finanzielle Lage?
Die persönliche finanzielle Situation sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Denn nicht jeder hat die Berechtigung, sich privat zu versichern. Die PKV akzeptiert Beamte, Selbständige, Studierende und Angestellte nur ab einem gewissen Jahresverdienst. Bei Angestellten muss das Bruttojahreseinkommen die Jahresarbeitsentgeltgrenze von 66.600 Euro überschreiten.
Das Alter
Darüber hinaus ist auch das Alter ein wichtiger Faktor. Je jünger eine Person beim Eintritt in die PKV ist, desto geringer sind die Beiträge. Mit zunehmendem Alter erhöhen sich die Beiträge ständig. Ab einem Alter von 45 Jahren sind die Beiträge in der Regel so hoch, dass ein Wechsel von der GKV zur PKV nicht mehr sinnvoll ist. Besonders, wenn Kinder mitversichert werden müssen, wird die Situation noch komplizierter.
Wechsel zur PKV: Wichtige Hinweise für Interessierte
Sobald die Kriterien für die private Krankenversicherung erfüllt sind, beginnt die Recherche nach dem geeigneten Anbieter. Doch Vorsicht, die Qualität der Anbieter variiert. Hier sind Voraussicht und Sorgfalt gefragt. Folgende Punkte sollten bei der Auswahl besonders in Betracht gezogen werden:
Beständigkeit zählt
Beständige Beiträge sind die Grundlage einer soliden Versicherungsbeziehung. Dies bezieht sich vor allem auf den Versicherungstarif. Idealerweise hat der Versicherer seine Beiträge schon seit mindestens 30 Jahren erfolgreich gemanagt. Als Richtwert: Die Beiträge sind pro Jahr nur zwischen 2 und 3,5 Prozent gestiegen.
Die Bedeutung des Kleingedruckten
Kann das Kleingedruckte warten? Ganz im Gegenteil, diese Details sind von äußerster Wichtigkeit. Denn hier verstecken sich oft Uneindeutigkeiten und Widersprüche, die der Versicherer während des Beratungsgesprächs ausgelassen hat.
Vorsicht vor zu verführerischen Angeboten
Ob auf Social Media, in E-Mails oder auf Stadtplakaten – überall locken Versicherungen mit vermeintlich besten Tarifen. Dabei versprechen diese Anbieter Tarife von nur 250 bis 300 Euro pro Monat. Solche glänzenden Angebote sollten stets kritisch betrachtet werden. Ein umfassender Gesundheitsschutz in der PKV wird sich eher den 400 Euro pro Monat annähern. Bei Angeboten, die deutlich unter diesem Richtwert liegen, sollten die Alarmglocken läuten.
Preise vergleichen und Kosten senken
Wer nun eine Versicherung mit guten Konditionen gefunden hat, hat schon einmal die Hälfte gewonnen. Doch oft gibt es noch attraktivere Angebote. Es lohnt sich also, die Tarife zu vergleichen. Mit wenigen Klicks können Online-Tools alle gängigen Anbieter zusammen mit den Tarifpreisen und Bedingungen anzeigen.
Hinzuziehung eines Experten
Beim Thema private Krankenversicherung tauchen viele Fragen auf. Den Überblick zu behalten, fällt vielen Menschen schwer. Daher kann es hilfreich sein, einen professionellen Berater zu konsultieren.
Über Dieter Homburg:
Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches “Altersvorsorge für Dummies”. Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. Seit über 25 Jahre vergleicht er die Beitragsverläufe von Privaten Krankenversicherungen und hat bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen. Siehe auch Dieter Homburgs Gastbeitrag über Selbstbeteiligung in der GKV.