Der Sinn und der Unsinn – ifo-Präsident macht unsinnigen Juden-Vergleich
Hans-Werner Sinn, der Präsident des ifo-Instituts, hat sich mächtig in ein Fettnäpfchen gesetzt mit seiner Aussage zur gegenwärtigen Finanzkrise. „In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken.“ In der Weltwirtschaftskrise von 1929 „hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager“, meinte er gegenüber dem „Tagesspiegel“ verlauten lassen zu müssen. Allerorten macht sich nun – verständlicherweise – Empörung breit. So sagte der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ dazu: „Angesichts solcher Äußerungen hat man den Eindruck, Herr Sinn ist nicht bei Sinnen„. Und: „Bankmanager, die für Fehlleistungen verantwortlich sind, werden bekanntermaßen nicht wegen ihres religiösen Glaubens, sondern wegen ihres Handelns kritisiert.“
Der Zeitpunkt dieser Aussage ist erschreckend genau gewählt. Denn genau in diesen Tagen ist das neue Buch des Münchner Professors, „Das grüne Paradoxon – Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik“ im Econ-Verlag erschienen. Ob er nun indirekt die Werbetrommel rühren will, weil er sich so massiv ins Gespräch bringt? Der Leiter des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München scheint die Bodenhaftung nun ganz verloren zu haben. Nicht unumstritten war er in den vergangenen Jahren, doch jetzt ist der Verlust des Sinns seiner Worte völlig offensichtlich geworden.
Hans-Werner Sinn nährt mit seiner Aussage genau jene antisemitischen Klänge, die bereits seit geraumer Zeit durch die Welt kreisen und die Angehörigen des Jüdischen Volkes für die gegenwärtige Krise verantwortlich machen wollen. Sinn scheint wieder neuen Geschichtsunterricht zu benötigen, um ihm klar zu machen, was solche Aussagen wie seine bewirken können. Als Leiter des ifo-Instituts ist er auf jeden Fall angesichts solcher Sprüche nicht mehr tragbar.
Die Bischöfin der evangelischen Landeskirche, Margot Käßmann, eine kluge und auch weit denkende Frau, sagte in einem Interview mit der „Neuen Presse“: „Die Juden waren die Opfer, bei den Banken wird zu Recht nach Verantwortlichen gefragt. Es ist unverantwortlich da irgendeinen Vergleich zu ziehen.“ Sie kenne Sinn als klugen Mann, sagt dennoch: „Mir ist aber völlig unverständlich, wie jemand die menschenverachtende und zerstörerische nationalsozialistische Ideologie des Antijudaismus, die Millionen Menschen ermordet hat, in eine Verbindung mit der Frage nach den Verantwortlichen in der aktuellen Bankenkrise bringen kann.“
Der Unsinn des Herrn Sinn. Eigentlich sollte an dieser Stelle eine Rezension seines neuen Buches stehen. Durch die Aussagen, die Herr Sinn getätigt hat, ist dies jedoch leider nicht mehr möglich, da seine Thesen zur Finanzkrise jeglichen Verstandes entbehren und auch Verständnis in wirtschaftlichen wie auch geschichtlichen Fragen. Dass davon auch der Econ Verlag betroffen ist, bedauere ich sehr, da von Verlagsseite niemand aus etwas für den Unsinn des Herrn Sinn kann. Dennoch kann hier nichts Anderes folgen als die Konsequenz, weder das gegenwärtige Buch von Herrn Sinn, noch zukünftige Bücher von ihm zu besprechen, weder hier auf diesem Portal noch auf den anderen Finanzportalen, für die ich tätig bin.
Weitere Informationen zum Antisemitismus in vergangenen und gegenwärtigen Tagen erhalten Sie hier. Denn wir schauen nicht weg, Herr Sinn!