Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juli 2014

Die Wirtschaftsentwicklung im 2. Quartal 2014 ist nach Angaben des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie durch „die schwache Frühjahrsbelebung und die geopolitischen Unwägbarkeiten“ gedämpft. Dies gab das Ministerium im Rahmen ihrer Veröffentlichung zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Juli 2014 bekannt. Vorübergehend hat sich dabei die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe abgeschwächt, eine Trendwende deuten die Stimmungsindikatoren jedoch nicht an, so das Bundeswirtschaftsministerium heute.

„Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juli 2014

Die schwache Frühjahrsbelebung und geopolitische Unwägbarkeiten dämpfen die Wirtschaftsentwicklung im zweiten Quartal.
Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe hat sich vorübergehend abgeschwächt. Die Stimmungsindikatoren deuten jedoch keine Trendwende an.
Wenn die aktuellen Sondereffekte auslaufen, dürfte sich der Aufschwung fortsetzen und auch die Entwicklung des Arbeitsmarkts wieder an Schwung gewinnen.

Nach einem wachstumsstarken Jahresbeginn verläuft die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal nur gedämpft [1]. Eine schwache Frühjahrsbelebung war als Gegenreaktion auf den milden Winter bereits erwartet worden. Hinzu kamen neue geopolitische Unwägbarkeiten. So hat der Ukraine-Konflikt zu einer gewissen Verunsicherung und damit Zurückhaltung bei unternehmerischen Entscheidungen beigetragen. Nach dem ifo-Konjunkturtest berichteten einige Unternehmen von tatsächlichen und noch zu erwartenden Beeinträchtigungen ihrer Geschäftsbeziehungen zu Russland. Der Rückgang der Exporte in die Länder der GUS im laufenden Jahr (Stand April) um 2,5 Mrd. Euro bzw. 16 % belegt dies deutlich. Nicht zuletzt deshalb dürften sich auch die einschlägigen Stimmungsindikatoren etwas eingetrübt haben. Sie befinden sich aber weiterhin auf überdurchschnittlichem Niveau und deuten nicht auf eine konjunkturelle Trendwende hin. Dies spricht dafür, dass die vor allem aus der schwächeren Frühjahrsbelebung resultierenden Bremseffekte auslaufen und sich der Aufschwung nach einem schwächeren zweiten Quartal mit der erwarteten Dynamik fortsetzen dürfte.

Die Weltwirtschaft wächst weiterhin mit gemäßigtem Tempo. Im ersten Quartal hatte sich ihr Wachstum nicht zuletzt wegen des witterungsbedingten Einbruchs der US-Wirtschaft verlangsamt. Diese Produktionsausfälle dürften aber nachgeholt werden. Den Indikatoren zufolge ist daher in den kommenden Monaten mit einer moderaten Beschleunigung der weltwirtschaftlichen Aktivität zu rechnen. Die maßgeblichen Impulse kommen auch weiterhin aus den Industriestaaten, allen voran den Vereinigten Staaten. Die Erholung im Euroraum kommt allerdings nur zögerlich voran und ist nach wie vor durch stark heterogene Entwicklungen in den einzelnen Ländern gekennzeichnet. Das Wachstum der japanischen Wirtschaft dürfte sich nach der Dämpfung durch die Erhöhung der Verbrauchsteuer wieder etwas beschleunigen. Die großen Schwellenländer stehen weiterhin vor der Bewältigung struktureller Herausforderungen. Darüber hinaus zeichnet sich dort eine weitere Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen ab. Insgesamt rechnen die internationalen Organisationen IWF, OECD und Weltbank für das laufende Jahr mit einem Anstieg des Welt-BIP zwischen 3,4 % und 3,6 %. Die Abwärtsrisiken bleiben dabei beachtlich.

Vor dem Hintergrund der durchwachsenen Entwicklung der deutschen Absatzmärkte schwächten sich die nominalen deutschen Warenausfuhren im Mai um 1,1 % ab [2], nach einem Plus im April von 2,6 %. Stellt man in Rechnung, dass die Ausfuhrpreise weiter rückläufig sind, dürften die Ausfuhren preisbereinigt derzeit allenfalls eine seitwärts gerichtete Tendenz aufweisen. Die Wareneinfuhren gingen in jeweiligen Preisen im Mai deutlicher um 3,4 % zurück, nach einem leichten Anstieg im Vormonat um 0,2 %. Dabei zeigen sich die Einfuhrpreise gegenwärtig deutlich rückläufig. Ausschlaggebend ist hier der starke Preisrückgang für eingeführte Rohstoffe und Halbwaren. In realer Rechnung dürften die Einfuhren daher derzeit eine allenfalls leicht aufwärtsgerichtete Tendenz aufweisen. Vom Außenhandel sind gegenwärtig kaum Impulse für das Wachstum in Deutschland zu erwarten.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Mai überraschend kräftig gesunken (-1,8 %). Neben den Nachwirkungen des milden Winters im Baubereich trugen hierzu allerdings Brückentagseffekte maßgeblich bei. Unter anderem fiel der 1. Mai auf einen Donnerstag. Die Industrieproduktion verringerte sich um 1,6 %, die Bauproduktion um 4,9 %. Beim Bau ergab sich im Zuge der schwachen Frühjahrsbelebung der dritte Produktionsrückgang in Folge. Im Trend drehte damit die Erzeugung sowohl in der Industrie als auch im Baugewerbe ins Minus (Dreimonatsvergleich [3]: -0,5 % bzw. -4,7 %). Zur derzeit schwachen Entwicklung im Produzierenden Gewerbe dürften auch die erhöhten geopolitischen Unwägbarkeiten ihren Beitrag geleistet haben. So gingen die Bestellungen in der Industrie im Mai trotz überdurchschnittlicher Großaufträge spürbar um 1,7 % zurück. Dabei schwächte sich vor allem die Nachfrage aus Ländern außerhalb des Euroraums ab (-5,2 %). Im Ergebnis ergab sich bei den Bestellungen in der Industrie auch in der Tendenz ein leichter Rückgang (Dreimonatsvergleich: -0,5 %). Dies dürfte aber eine vorübergehende Erscheinung bleiben. Das Geschäftsklima in der Industrie ist trotz leichter Abschwächung nach wie vor aufgehellt und verspricht eine Fortsetzung des industriellen Aufschwungs in der zweiten Hälfte des Jahres.

Der private Konsum bleibt ein wichtiges Standbein des aktuellen Aufschwungs. Im ersten Quartal des Jahres stiegen die privaten Konsumausgaben preisbereinigt um 0,7 %. Zu Beginn des zweiten Quartals haben sich die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz-Handel) allerdings merklich abgeschwächt. Auch die ifo Geschäftserwartungen der Einzelhändler trübten sich im Mai und Juni etwas ein. Die aktuelle Geschäftslage wurde hingegen im Juni so gut wie zuletzt vor zwei Jahren bewertet. Die positive Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung sowie stabile Verbraucherpreise sorgen weiterhin für gute Stimmung unter den Konsumenten.

Die schwache Frühjahrsbelebung macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen sank im Juni jahreszeitlich bedingt zwar auf 2,833 Mio. Personen. Saisonbereinigt erhöhte sich die Arbeitslosigkeit aber um 9.000 Personen, der zweite Anstieg in Folge. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg dagegen im April saisonbereinigt weiter um 35.000 und die Zahl der Erwerbstätigen im Mai um 21.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen waren damit im Mai 42,18 Mio. Personen im Inland erwerbstätig, 389.000 mehr als vor einem Jahr. Mit dem Auslaufen der witterungsbedingten Sondereffekte dürften die konjunkturellen Auftriebskräfte auch auf dem Arbeitsmarkt wieder stärker zum Tragen kommen.“

Quelle Pressemitteilung: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie