Es geht wieder bergauf mit Deutschland – Das Ende der Krise naht
Die Zahlen sprechen mehr und mehr positive Bände für unser Land. Ein Ende der Krise scheint in Sicht zu sein – dies sagt auch der heute vom Bundeswirtschaftministerium vorgestellte Monatsbericht „Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im August 2009“.
„Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im August 2009 [1]
Zum ersten Mal seit zwölf Monaten ist die wirtschaftliche Entwicklung wieder aufwärts gerichtet. Nach den kräftigen Rückgängen des Bruttoinlandprodukts im Winterhalbjahr legte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal vorläufigen Angaben zufolge [2] preis-, kalender- und saisonbereinigt [3] um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal zu. Die weltweiten Konjunkturpakete zeigen Wirkung und tragen gemeinsam mit den geldpolitischen Impulsen dazu bei, dass sich die Weltwirtschaft stabilisiert. Im Saldo hat zuletzt auch die Außenwirtschaft wieder einen positiven Wachstumsbeitrag geliefert. Die zuletzt kräftige Belebung der Auslandsbestellungen in der Industrie dürfte auch in den kommenden Monaten eine Stütze für Produktion und Exporte bilden.
Im Inland kommen die Maßnahmen der Konjunkturpakete zunehmend zum Tragen. Davon profitierten im zweiten Quartal vor allem die privaten Konsumausgaben. Auch die Bauinvestitionen legten den Indikatoren nach zu urteilen zu. Dabei könnten aber Nachholeffekte im Zuge der ungünstigen Witterung in den Wintermonaten eine Rolle gespielt haben. Die privaten Konsumausgaben wurden im zweiten Quartal auch vom ruhigen Preisklima und der bisher noch recht moderaten Eintrübung am Arbeitsmarkt begünstigt. Allerdings bleibt der vorangegangene kräftige Wirtschaftseinbruch insbesondere für den Arbeitsmarkt eine erhebliche Hypothek. Die Probleme im Bankensektor sind auch noch nicht vollständig gelöst. In der Summe bleiben erhebliche Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich weiter stabilisiert. Die Gesamterzeugung blieb im Juni preis- und saisonbereinigt praktisch unverändert (-0,1 %), nach einem kräftigen Plus von 4,3 % im Vormonat. Im gesamten zweiten Quartal ging die Erzeugung zwar noch um 0,9 % zurück, aber die Abwärtstendenz ist gebrochen. Die maßgeblichen Impulse für die Stabilisierung kamen zuletzt aus der Industrie, insbesondere aus dem Kraftfahrzeugbereich, der von den stützenden Maßnahmen im In- und Ausland profitierte. Insgesamt stagnierte die Industrieproduktion im Juni (+0,0 %), nach +5,2 % im Mai. Im zweiten Quartal schwächte sie sich noch leicht um 0,4 % ab. Das Vorjahresniveau wurde aufgrund des erheblichen Einbruchs im Winterhalbjahr aber arbeitstäglich bereinigt weiter kräftig unterschritten (zweites Quartal: -21,1 %). Die Bauproduktion verringerte sich im Verlauf im Juni preis- und saisonbereinigt um 1,4 %, konnte im zweiten Quartal insgesamt aufgrund von Nachholeffekten im Zuge der kalten Witterung in den Wintermonaten aber um 2,3 % zulegen.
Die Bestelltätigkeit in der Industrie hat sich im zweiten Quartal ununterbrochen verbessert und bildet so das Fundament für eine Erholung der Industrieproduktion. So stiegen die Bestellungen für industrielle Erzeugnisse im Juni erneut kräftig um preis- und saisonbereinigt 4,5 % an und nahmen im gesamten zweiten Quartal um 6,1 % zu. Insbesondere der Kraftfahrzeugbereich und Zulieferer verzeichneten ein deutliches Auftragsplus. Dass der Tiefpunkt in der Industrie durchschritten ist, wird auch von der anhaltenden Verbesserung der Unternehmensstimmung gestützt. Im Bauhauptgewerbe schwächte sich die Bestelltätigkeit im Mai zwar minimal um 0,2 % ab. In der Dreimonatstendenz ist die Nachfrage nach Bauleistungen aber aufwärts gerichtet (+4,0 %). Auch das Geschäftsklima ist weniger pessimistisch. Zunehmende Impulse erhöht der Bau insbesondere von den anlaufenden öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen.
Der private Konsum blieb auch im zweiten Quartal eine Stütze für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Neben dem ruhigen Preisklima und dem insgesamt noch moderaten Abschwung am Arbeitsmarkt trugen hierzu insbesondere die einkommenserhöhenden Maßnahmen der Konjunkturpakete bei. Die weiteren Perspektiven für den privaten Konsum hängen wesentlich von der Entwicklung am Arbeitsmarkt ab. Sollte es hier in den kommenden Monaten zu einer deutlichen Verschlechterung kommen, ist mit spürbaren Bremswirkungen auf den privaten Konsum zu rechnen. Hinzu kommt das Auslaufen der PKW-Umweltprämie. Die Geschäftserwartungen im Einzelhandel haben sich zuletzt stärker eingetrübt.
Die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen stiegen im Juni saisonbereinigt kräftig um 7,0 % an. Damit hat sich das Abwärtstempo der Exportentwicklung im zweiten Quartal merklich verringert (-2,8 %). Im Vergleich zum Vorjahr lag die Exporttätigkeit im zweiten Quartal aber nach wie vor deutlich um 25,3 % niedriger (Ursprungswerte). Die Importe gingen tendenziell noch kräftiger zurück als die Exporte, was dazu führte, dass der Außenbeitrag das Wachstum im zweiten Quartal stützte. Trotz Anstiegs der nominalen Wareneinfuhren im Juni um saisonbereinigt 6,8 % verringerten sie sich im Quartalsvergleich deutlich um 6,5 %. Mit der allmählichen Stabilisierung der Weltwirtschaft gestalten sich die weiteren Aussichten für den Außenhandel wieder etwas freundlicher.
Der Arbeitsmarkt hält sich angesichts der Stärke des zurückliegenden Wirtschaftseinbruchs nach wie vor recht stabil. Insbesondere die Kurzarbeit und flexible betriebliche Arbeitszeitregelungen wirken entlastend. Allerdings setzte sich die negative Grundtendenz weiter fort. Im Juni verringerte sich die Erwerbstätigkeit weiter um saisonbereinigt 36.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen gab es zuletzt 40,20 Mio. Erwerbstätige und damit 92.000 weniger als vor einem Jahr. Der Aufbau der Arbeitslosigkeit wurde im Juli in saisonbereinigter Rechnung zwar unterbrochen (-6.000 Personen). Hierbei spielten Sonderfaktoren im Zuge der Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen aber eine maßgebliche Rolle. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen um 252.000 auf 3,462 Mio. zu (Ursprungszahlen). Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 8,2 % (Juni: 8,1 %).
Das Preisklima ist auf allen Absatzstufen nach wie vor ruhig. Die Verbraucherpreise nahmen im Juli erstmals seit 1987 wieder gegenüber dem Vorjahr ab (-0,5 %). Dies ist insbesondere auf die starken Preisrückgänge bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Die Kernrate der Verbraucherpreise – ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel – lag bei 1,1 %. Im Verlauf blieben die Preise im Juli unverändert (+0,0 %). Während sich Pauschalreisen und Beherbergungsdienstleistungen ferienbedingt verteuerten, gingen die Preise für Heizöl und Kraftstoffe zurück. Konjunkturbedingt ist absehbar nicht mit einer Beschleunigung des Preisauftriebs zu rechnen.
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[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 17. August 2009 vorlagen.
[2] Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes vom 13. August 2009.
[3] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.“ (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)