EU-Bankenstresstest 2011 Ergebnisse

EU-weiter Bankenstresstest: Deutsche Banken bestehen Stresstest

Der EU-Bankenstresstest 2011 wurde durchgeführt, die Ergebnisse wurden heute veröffentlicht. Das Gute zuerst: die deutschen Banken bestehen den europaweiten Stresstest für Banken.

„12 deutsche Teilnehmer bestehen den EU-weiten Bankenstresstest

  • Die deutschen Teilnehmer, die nach dem EBA-Format veröffentlichen, erreichen im EU-weiten Bankenstresstest 2011 die von der EBA geforderte Core Tier 1-Ratio von mindestens 5,0 %.
  • Unter Stressbedingungen liegt die durchschnittliche Core Tier 1-Ratio der deutschen Teilnehmer zum 31. Dezember 2012 bei 7,5 % und damit deutlich oberhalb der festgelegten Mindestquote von 5,0 %.
  • Die deutschen Teilnehmer zeigen im europäischen Stresstest trotz des im Vergleich zum Vorjahr schärferen Stressszenarios erneut ihre Widerstandsfähigkeit. Möglich machen dies Kapitalmaßnahmen und eine bessere Ausgangslage.
  • Unter Stressbedingungen erhöhen sich die risikogewichteten Aktiva (RWA) vor allem des Verbriefungsbestands. Außerdem zeigen sich maßgebliche Ergebniseffekte durch einen erhöhten Wertberichtigungsbedarf auf Kreditforderungen und einen Rückgang des Handelsergebnisses.
  • Die Belastungen aus erhöhten Risikoprämien auf Positionen mit Länderrisiken sind dagegen begrenzt.

Im diesjährigen Bankenstresstest der European Banking Authority (EBA) bestehen die deutschen Teilnehmer, die ihre Ergebnisse über die EBA veröffentlichen. Die Daten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) werden nicht über die EBA veröffentlicht.

„Die Ergebnisse des Bankenstresstests zeigen, dass die Kapitalausstattung der teilnehmenden deutschen Banken im adversen Szenario ausreichend ist und sich unter den pessimistischen Annahmen des Stresstests als robust erwiesen hat“, kommentierte Bundesbankvizepräsidentin Sabine Lautenschläger.

Zum 31. Dezember 2010 hatten die teilnehmenden deutschen Banken eine durchschnittliche Kapitalquote von 11,3 %. Im adversen Szenario sinkt die Core Tier 1-Kapitalquote bis zum Jahresende 2012 auf 7,5 % im ungewichteten Durchschnitt der teilnehmenden deutschen Banken. Dieser Rückgang um 3,8 Prozentpunkte gegenüber dem Ausgangswert zum 31. Dezember 2010 ist auf den Anstieg risikogewichteter Aktiva bei gleichzeitig kapitalmindernden Effekten, beispielsweise durch höhere Kreditrisikoparameter oder gestiegene Funding-Kosten, zurückzuführen. Alle zwölf deutschen Banken haben das zum Bestehen des Stresstests vorgesehene Ziel einer Core Tier 1-Ratio von mindestens 5,0 % im adversen Szenario erreicht (Einzelergebnisse siehe Anlage). Diese Anforderung der EBA liegt deutlich über der aktuellen aufsichtlichen Mindestquote in Europa.

„Das positive Ergebnis im Stresstest unterstreicht die erfolgreichen Bemühungen vieler Banken, in den vergangenen Monaten ihr Eigenkapital zu stärken“, sagte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin. Entsprechende Maßnahmen waren u.a. die Umwandlung der stillen Vorsorgereserven oder die Anpassung von stillen Einlagen an die Kriterien für hartes Kernkapital.

Die Analyse der Ergebniskomponenten zeigt die unterschiedlichen Wirkungsrichtungen des Stresstests auf. Die höchsten Verluste bzw. Rückgänge des Kapitals fallen durch Abschreibungen und Wertberichtigungen an. Beim Aufriss der risikogewichteten Aktiva nach Risikopositionen zeigt sich, dass der durchschnittliche Anstieg der RWA im Stresszeitraum maßgeblich von den deutlich schärferen Stressannahmen für Verbriefungen im Bankbuch beeinflusst war. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Deutsche Bundesbank haben in Zusammenarbeit mit der EBA die von den Banken vorgenommenen Kapitalquotenschätzungen überprüft und bestätigen auf dieser Basis die oben und im Anhang dargestellten Stresstestergebnisse.

Durchführung des Bankenstresstests

Den Bankenstresstest in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und Norwegen führte die EBA im ersten Halbjahr 2011 in Zusammenarbeit mit den nationalen Aufsichtsbehörden, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) durch. Der Teilnehmerkreis erstreckte sich auf 91 Banken aus 21 Ländern, die damit gemessen an der Bilanzsumme mindestens 50 % des jeweiligen nationalen Bankensektors abdecken bzw. 65 % des gesamten europäischen Bankensektors. Aus Deutschland nahmen dreizehn Institute teil, die einen Großteil des deutschen Bankensystems repräsentieren. Die Deutsche Postbank, die sich im vergangenen Jahr als eigenständiges Institut dem Stresstest unterzog, wurde jetzt als Teil des Deutsche Bank-Konzerns betrachtet.

Die relativ detaillierte Veröffentlichung der Stresstestergebnisse verfolgt das Ziel, in einem weiterhin von Unsicherheit geprägten Marktumfeld Transparenz über die Widerstandsfähigkeit der Stresstestteilnehmer gegenüber einem konjunkturellen Abschwung, einem Preisverfall von Vermögenswerten und einem Anstieg von Länderrisiken zu schaffen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Bankenstresstest grundsätzlich auf hypothetischen Szenarien basiert. Ebenso ist herauszustellen, dass die im Stresstest ermittelten Kapitalquoten nicht für die Erfüllung der aktuellen Solvenzvorschriften maßgeblich sind.

Szenarien

Dem Bankenstresstest 2011 liegen zwei Szenarien zugrunde. Während das so genannte Baseline-Szenario die erwartete wirtschaftliche Entwicklung beschreibt, werden im Stressszenario deutlich verschlechterte ökonomische Rahmenbedingungen unterstellt.

Die Stressannahmen des Bankenstresstests 2011 sind insgesamt schärfer als im Vorjahr. Die Abweichung des BIP-Wachstums von der Baseline beträgt in Deutschland -3,1 %-Punkte im Jahr 2011 und -1,4 %-Punkte im Jahr 2012. Über beide Jahre betrachtet fällt das BIP-Wachstum in Deutschland gegenüber der Baseline um 4,5 %-Punkte geringer aus (im Vorjahr -3,3 %-Punkte). Ferner unterstellt das Stressszenario einen Anstieg der Arbeitslosenquote. In Deutschland erhöht sich diese im Zeitraum von 2011 bis 2012 im Stress-Szenario um 0,7 %-Punkte gegenüber der Baseline und im Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten um 1,9 %-Punkte.

Neben dieser Verschlechterung gesamtwirtschaftlicher Indikatoren ist der EU-Stresstest 2011 vor allem vom unterstellten Preisverfall von Vermögenswerten sowie einer anhaltenden Schuldenkrise in den Peripheriestaaten der Europäischen Union gekennzeichnet. Das Stressszenario geht für Deutschland (bzw. den Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten) von einem Rückgang der Aktienkurse um 13,4 %-Punkte (14,3 %-Punkte) aus. Bei den Preisen für Gewerbeimmobilien unterstellt das Stressszenario einen Rückgang von insgesamt rund 20 %. Weiterhin sieht das Stressszenario einen Zinsanstieg im Euro-Raum um durchschnittlich 75 Basispunkte bei einer gleichzeitigen Verflachung der Zinsstrukturkurve vor. Der US-Dollar wertet annahmegemäß gegenüber dem Euro bis Ende 2012 um 16,7 % ab.

Anders als im Vorjahr unterscheidet der Bankenstresstest 2011 bei der Modellierung von Länderrisiken nicht nur nach der Nationalität des Schuldners, sondern auch nach der Restlaufzeit des Finanzinstruments. Die ursprünglich im März dieses Jahres formulierten Stressannahmen wurden im Juni an die laufende Entwicklung angepasst, sofern der tatsächliche Wertverfall bzw. Renditeanstieg höher ausfiel als die zunächst angenommene Entwicklung.

Die Auswirkungen des Stressszenarios führen zu Verlusten auf Positionen mit Marktrisiken bzw. erfordern eine erhöhte Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Diese belasten das Jahresergebnis und damit auch die Eigenmittel. Des Weiteren steigen durch verschlechterte wirtschaftliche Rahmendaten die risikogewichteten Aktiva, für die Kapital vorzuhalten ist. Beide Effekte wirken belastend auf die Core Tier 1-Ratio.

Zur Sicherstellung einer einheitlichen Umsetzung der Stressannahmen hat die EBA unter Beteiligung des ESRB, der nationalen Aufsichtsbehörden und der Zentralbanken die von den Instituten eingereichten Stresstestbögen einem umfangreichen Peer-Review unterzogen, nach dem die Institute im Bankenstresstest 2011 eine Reihe von Konsistenzauflagen zu erfüllen hatten:

Für den Stresszeitraum sind unter der „Static balance sheet assumption“ die Portfolien per 31. Dezember 2010 maßgeblich. Einen Abbau von Risikopositionen im Stresszeitraum zur Entlastung der Kapitalbasis zu unterstellen war den Instituten grundsätzlich nicht gestattet. Diese Vorgabe gilt allerdings nicht für rechtlich verbindliche Restrukturierungsmaßnahmen, zum Beispiel als Auflage der EU-Kommission aus einem Beihilfeverfahren.

Bestandteile der Ergebnisrechnung – zum Beispiel das Handelsergebnis – sind auf den durchschnittlichen Wert der vergangenen fünf Jahre begrenzt. Dies schränkt die Handlungsspielräume der Institute hinsichtlich zu optimistischer Einschätzungen ein. Auch für die Ergebnisverwendung – Zuführung zum Kapital oder Gewinnausschüttung – werden historische Thesaurierungs- bzw. Ausschüttungsquoten herangezogen. Die explizite Berücksichtigung eines Anstiegs der Refinanzierungsaufwendungen unter Stressbedingungen stellt ebenfalls eine konzeptionelle Erweiterung des Stresstests gegenüber dem Vorjahr dar.

Im Vergleich mit dem US-amerikanischen Stresstest im Rahmen des aufsichtlichen „Comprehensive capital analysis and review“ (CCAP) vom März dieses Jahres sind die Vorgaben im EU-Stresstest 2011 an die Institute strenger definiert. Im CCAP liegt die Definition des Baseline- und Stress-Szenarios im Ermessen des jeweiligen Instituts. Das begleitende „Supervisory stress scenario“ dient lediglich der Beurteilung der von den Instituten getroffenen Annahmen. Darüber hinaus haben im CCAP nur sechs von 19 teilnehmenden Instituten ihre Handelsbücher gestresst, die im Bankenstresstest vollumfänglich berücksichtigt werden mussten. Der Anstieg von Risikoprämien auf europäische Staatsanleihen war ebenfalls nicht Bestandteil des CCAP.“

Quelle Pressemitteilung: BaFIn