Eurokrise: Frankreich ist das neue EU-Sorgenkind

Frankreich, das unökonomische Arbeitnehmer-Paradies?

Obwohl Griechenland kleine Fortschritte im Defizitabbau macht, ist die EU-Krise noch lange nicht überstanden. Nun bereiten Spanien und Frankreich der EU-Kommission große Sorgen. Focus.de berichtete kürzlich, dass beide Länder ihre Zielmarken für den geplanten Defizitabbau ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für dieses Jahr verfehlen werden. Es wird vorhergesagt, dass der Fehlbetrag von Spanien die Zielmarke um 2,2 Prozent verfehlen, und Frankreich sogar eine Lücke von 6,7 Prozent aufweisen wird.

Demografische Vorteile der Franzosen, welche auf hohe Geburtenraten und einer wachsenden jungen Bevölkerungsschicht beruhen, helfen Frankreich wenig in der momentanen Krise. Denn leider sind besonders junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren in Frankreich von Arbeitslosigkeit betroffen und können somit wenig zum BIP beitragen. Einer im Focus.de veröffentlichten Statistik zufolge, ist die Jugendarbeitslosenquote in Frankreich seit 14 Jahren mit 25,7 Prozent auf ihren absoluten Höchststand. Die geringste Arbeitslosenquote in Europa herrscht laut dem Handelsblatt momentan in Österreich, Luxemburg und Deutschland. Dieser Trend spiegelt sich auch in den freien Stellen namhafter Jobportale wider. So bietet momentan der Europäische Personalbeschaffer ‚Eurostaff‘ die meisten Jobs im Finanzwesen in Deutschland an.

Die Franzosen, welche es seit Jahrhunderten gewohnt sind, sich mit anfänglichen Revolutionen und späteren Streiks für ihre Arbeiterrechte zu kämpfen, scheinen ein unökonomisches Arbeitnehmer-Paradies geschaffen zu haben. Frankreich bietet ungeschlagene Annehmlichkeiten, welche europäische Rekorde in der Liga ‚Arbeitsbedingungen‘ brechen. Um nur einige Punkte zu nennen: die französische Gesetzgebung sieht eine 35 Stunden-Woche, das niedrigste europäische Renteneintrittsalter von 60 Jahren und einen höchsten Mindestlohn in ganz Europa als Standard vor. Im Gegensatz dazu, arbeitet man im übrigen Europa zumeist bis zu einem Alter von 65, und vereinzelt bis zu 62 Jahren. Leider, führen steigende Lohnstückkosten zu sinkenden Gewinnen, welche den französischen Betrieben wenig Raum für Innovationen lassen. Demnach, entwickelten diese eine Tendenz zu überteuerten Produkten und eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, welche mittlerweile hinter der von Italien und Spanien liegen dürfte. Wer glaubte, dass Griechenland bereits das größte europäische Beamten-Paradies ist, irrt sich. In Frankreich ist, dank der Vergrößerung des Beamtentums um 28 Prozent in den letzten zehn Jahren, jeder fünfte Arbeitnehmer ein Beamter.

Die EU-Partner sollten sich daher einig sein, der französische Präsident Francois Hollande muss bald stärkere soziale Reformen und Sparmaßnahmen durchsetzen, denn unter dem EU-Rettungsschirm ist schon lange kein Platz mehr.