Hohe Inflation in Deutschland: Sparfähigkeit wird immer schlechter
Die dramatisch gestiegenen Energiepreise und die hohe Inflation bei Lebensmitteln tun ihr Übrigens. Immer mehr Bundesbürger können Geld auf die hohe Kante legen. Längst sind nicht mehr nur Geringverdiener, Erwerbslose und RentnerInnen mit niedrigen Altersbezügen von der mangelnden Sparfähigkeit betroffen. Wie eine aktuelle Umfrage des IW zeigt, reicht die Verschlechterung der Sparfähigkeit inzwischen „bis tief in die Mittelschicht hinein“.
Sparen kann nur noch jeder Zweite
Im Jahr 2020 waren noch 70 Prozent der Bundesbürger in der Lage, regelmäßig Geld auf die Seite zu legen. Inzwischen kann nur noch jeder Zweite sparen. So die Ergebnisse der repräsentativen Online-Umfrage, die das Institut der deutschen Wirtschaft gemeinsam mit dem SINUS-Institut durchgeführt hat.
Besonders stark sei der Rückgang bei denjenigen, so das IW, „die im Monat weniger als 1.500 Euro zur Verfügung haben: 2020 konnte hier gut jeder Dritte (35 Prozent) etwas zurücklegen, zuletzt war es nur noch jeder Fünfte (20 Prozent).“.
Sparfähigkeit verschlechtert sich auch in der Mittelschicht
Die durch die hohe Inflation drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten macht auch für die Mittelschicht das Sparen schwieriger. Wie die aktuelle IW Umfrage zur Sparfähigkeit zeigt, können „nur noch 52 Prozent der Befragten mit einem bedarfsgewichteten Einkommen zwischen 2.000 und 2.500 Euro sparen“. Im Jahr 2020 lag der Anteil noch um 28 Prozent höher auf 80 Prozent. Nur die Gutverdiener haben noch eine Sparfähigkeit von 85 Prozent, im Vergleich zu 93 Prozent vor zwei Jahren.
Die Krise ist in der Mitte angekommen, in der Sparen lange Zeit zum bürgerlichen Selbstverständnis gehörte.
Tim Gensheimer vom SINUS-Institut über die aktuelle IW Umfrage zur Sparfähigkeit der Bundesbürger
Gaspreisbremse gibt wirtschaftliche und soziale Sicherheit
Tim Gensheimer vom SINUS-Institut: „Die Krise ist in der Mitte angekommen, in der Sparen lange Zeit zum bürgerlichen Selbstverständnis gehörte“. Gensheimer weiter: „Gerade für die ältere, nostalgische Mitte kommen finanzielle Einschränkungen einem Gesichtsverlust gleich und erschüttern das sichergeglaubte Wohlstandsversprechen.“
67 Prozent der in der repräsentativen Online-Umfrage Befragten berichten laut IW „von starken finanziellen Belastungen durch teure Energie“.
IW-Ökonom Matthias Diermeier findet vor diesem Hintergrund, die Gaspreisbremse sei „politisch richtig und wichtig“. Diermeier weiter: „Sie gibt wirtschaftlich und sozial Sicherheit. Dennoch muss klar sein, dass Energiesparen nach wie vor unverzichtbar ist.“
Für die aktuelle Umfrage zur Sparfähigkeit der Bundesbürger hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat gemeinsam mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut SINUS zwischen dem 1. und dem 14. September 2022 online 2.010 Menschen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren befragt. Die Stichprobe ist nach Angaben des IW repräsentativ für die Merkmale Alter (18 bis 75 Jahre), Geschlecht, Bildung und Wohnsituation. Sie wurde an die Einkommensstruktur der Langzeit-Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) 2020 angepasst.