Kommt das Ende der Privaten Krankenversicherung?
Krankenversicherung vor dem Wendepunkt
Das deutsche Gesundheitssystem steht am Scheideweg. Die Versicherungspflicht für Selbständige, die Beitragsrückstände und die steigenden Beiträge in der Privaten Krankenversicherung machen das bisherige System fraglich.
Es gibt Experten, die eine Abschaffung der Privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung für alle fordern. Das Problem dabei ist ein Altes: auch die Bürgerversicherung würde nicht viel an der Zwei-Klassen-Medizin ändern, wie wir sie jetzt kennen.
Der Weg, das Gesundheitssystem zu retten, ist deshalb möglicherweise ein ganz anderer. Eine Bürgerversicherung ja, aber dann mit klaren und guten Leistungen für alle, damit sich nicht der, der es sich leisten kann, auch noch zusätzlich teurere Leistungen kaufen kann. Private Zusatzversicherungen ja, aber nicht auf dem Niveau, das es zu zwei verschiedenen Arten von medizinischer Versorgung führt.
Am bisherigen Modell der Privaten Krankenversicherung sollte deshalb durchaus festgehalten werden, gerade weil es eine Wahlfreiheit bietet. Dennoch sollte die Versicherungspflicht so umgestaltet werden, dass jeder Krankenversicherte einen Grundbetrag zahlen muss für seine Krankenversicherung. Dann würde es nicht zum Einstieg in Billigtarife und damit später zu einem teuren Erwachen kommen für die Selbständigen, die sich von den Einsteigertarifen in der Privaten Krankenversicherung „blenden“ lassen.
Generell müssen einige Grundaussagen des Artikels in Frage gestellt werden.
Es wird immer behauptet, dass eine Zweiklassenmedizin bestehen würde und deshalb die PKV abgeschafft gehört. Dabei sind die Unterschiede gerade in Deutschland zwischen Privat und Kasse minimal. Letztlich läuft es bei den meisten Leistungen nur auf den Zeitpunkt des Zuganges zur Leistung (Terminwartezeiten) nicht aber auf die Art der Leistung hinaus. Die Wartezeiten für Behandlungen sind aber im weltweiten Vergleich gerade für kassenpatienten mit am kürzesten. Umgekehrt ist die Zweiklassen-Medizin gerade in den Ländern ausgeprägt, wo es nur ein System gibt. Bsp. England: Hier gelten lange Wartezeiten, keine freie Arztwahl und Leistungen werden nur erbracht wenn der Gesetzgeber (nicht der Arzt) es für nötig erachtet. Eine vernünftige Behandlung beim Arzt des Vertrauens gibt es nur wenn mann extra bezahlt. Dieses Phänomen trifft man in der einen oder anderen Ausprägung in Holland, der Schweiz genauso an. In Schweden sind teilweise die Wartezeiten auf erforderliche Operation so lang, dass der Patient sie nicht mehr erlebt