Notsitzung soll Lehman Brothers retten
Wenn die US-Notenbank Fed – das amerikanische Pendant zur Europäischen Zentralbank – nicht eingreift, steht Lehman Brothers vor dem Aus und kann dicht machen. Gestern Abend (Ortszeit in den USA) trafen sich Börsenaufsichts-Chef Cox, Finanzminister Paulson und noch einige andere zur Krisensitzung, um Lehman Brothers nicht in der Pleite enden zu lassen. Ein Sprecher der Fed stellte der Nachrichtenagentur „Reuters“ dazu eine eher abgespeckte Version dar: „Hochrangige Vertreter der Finanzmärkte trafen sich bei der Federal Reserve of New York am Freitag, um über die jüngsten Marktentwicklungen zu diskutieren“. So kann man es natürlich auch machen, um die Öffentlichkeit ruhig zu halten. Dennoch ist es offensichtlich, dass Lehman Brothers in einer tiefen Krise steckt.Zwei Quartalsergebnisse hintereinander im Minus, und das in einem nicht gerade niedrigen Bereich, die Aktie geht in den Keller und das Investmentgeschäft lässt derzeit generell zu wünschen übrig, nicht nur bei Lehman Brothers.
Inzwischen wird die Bank of America als heißer Übernahmekandidat gehandelt. Laut der „New York Times“ sollen auch Vertreter dieser Bank an dem Krisengespräch teilgenommen haben, das vom Chef der New Yorker Federal Reserve Bank, der Notenbank, Timothy Geithner, geleitet wurde. Details wurden bis jetzt nicht bekannt gegeben, aber es lässt sich läuten hören, dass auch über eine Abwicklung von Lehman Brothers gesprochen wurde für den Fall, dass sich kein Käufer für die US-Investmentbank finden sollte.
Im März dieses Jahres war es bereits der großen Konkurrentin von Lehman Brothers, Bear Stearns, so ergangen. Nachdem sie vor der Pleite stand, wurde sie in einem Notverkauf an US-Bank JPMorgan verkauft, für einen lächerlichen Preis. Nur zwei US Dollar war JPMorgan eine Aktie von Bear Stearns wert gewesen, und dies ein Jahr nach dem Kurswert von 170 US Dollar je Aktie. Eine Legende, die einstmals vom großen Alan Greenberg angeführt wurde, der für seine gefürchteten Memos berühmt und berüchtigt war, ging so zwar nicht in die Pleite, aber dennoch auf eine gewisse Art und Weise unter. Lehman Brothers droht nun wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal…
Tja, da wurde Lehman Brothers ja nun nicht gerettet, sondern ganz im Gegenteil, übernimmt einer der potentiellen Retter, nämlich die Bank of America, mal eben für 50 Mrd. Dollar in Aktien Merrill Lynch, eine Bank die so eigentlich auch noch niemand auf der Rechnung für eine Übernahme hatte. Nun steht Lehman Brothers vor dem endgültigen Aus und wie es weitergeht, vermag niemand zu sagen. Bin wirklich schonmal auf die nächsten Entwicklungen gespannt. Bald werden wir den Finanzmarkt wohl kaum wiedererkennen.