Warum stecken Jeff Bezos und Mark Zuckerberg ihr Geld in Stiftungen? So sicher ist das Geld angelegt und das kann man sich abschauen
Geld spenden oder in Stiftungen investieren: Für Menschen wie Jeff Bezos und Mark Zuckerberg ist das schon fast Alltag. Aber stecken sie ihr Vermögen nur aus dem Wunsch heraus in Stiftungen, etwas Gutes zu tun, oder gibt es noch andere Gründe? Was auf den ersten Blick wie reine Philanthropie aussieht, hat oft auch pragmatische Hintergründe.
„Diese Stiftungen sind nicht nur für wohltätige Zwecke da. Sie helfen auch dabei, das riesige Vermögen der Stifter zu schützen“, sagt Sascha Drache, ein renommierter Experte für Stiftungen. Er ist sicher, dass auch viele Gutverdiener die Vorteile einer Stiftung nutzen können. Wie sicher das Geld in einer Stiftung angelegt ist und was man sich von den Superreichen abschauen kann, verrät der Stiftungspapst, wie er von seinen Kunden genant wird, in diesem Gastartikel.
Scharfe Kritik an Zuckerbergs Stiftung
„Max, wir lieben dich und fühlen eine große Verantwortung, die Welt für dich und alle Kinder in einem besseren Zustand zu hinterlassen“, schrieb Facebook-Chef Mark Zuckerberg zur Geburt seiner Tochter Max. Um diese Verantwortung zu erfüllen, hat Zuckerberg angekündigt, gemeinsam mit seiner Frau Priscilla Chan eine eigene gemeinnützige Stiftung „Chan Zuckerberg Initiative“ zu gründen, 99 Prozent seiner Facebook-Anteile zu verkaufen und das Geld an diese Stiftung zu spenden. Mit dem Geld soll „personalisiertes Lernen, Heilen von Krankheiten, das Verbinden von Menschen und das Errichten starker Communities“ gefördert werden.
Selbstverständlich werden die Aktien nicht auf einen Schlag verkauft. Sonst würde es zu einem Kollaps für das Börsenunternehmen führen, denn es handelt sich um eine Summe von etwa 45 Milliarden Dollar (rund 42,5 Milliarden Euro). Zuckerberg plant, Aktien im Wert von maximal einer Milliarde pro Jahr zu verkaufen. Sollte er dieses Tempo beibehalten, würde es also etwa 45 Jahre dauern, bis Zuckerbergs Vermögen komplett auf die Stiftung übergeht. Nicht verwunderlich, dass diese Ankündigung auf scharfe Kritik gestoßen ist. Es wird Zuckerberg vorgeworfen, dass es um reine Umschichtung des Vermögens geht. Zuckerberg werde in seiner Stiftung selbst das Sagen haben und dementsprechend de facto die volle Kontrolle über das Geld haben, das er aus seinen Aktienverkäufen erlöst, meinen die Kritiker.
Das private Vermögen vor Angriffen Dritter schützen
Lehrreich ist auch das Beispiel eines anderen US-amerikanischen Moguls: Jeff Bezos. Die Scheidung des Amazon-Chefs von seiner Ehefrau MacKenzie machte weltweit Schlagzeilen. Im Fokus des medialen Interesses lag dabei nicht so sehr Bezos persönliches Leben, sondern die Tatsache, dass er an seine Ex-Frau 38 Milliarden Dollar auszahlen musste. Er konnte nach dem Scheidungsprozess eine gewisse Zeit lang immer noch Platz 1 auf der Forbes-Liste beibehalten. Man kann selbstverständlich nur spekulieren, wie bitter es für Bezos war, auf einmal so eine atemberaubende Summe Geld zu verlieren. Eins steht allerdings fest: Die ganze Geschichte mit der Scheidung hat Bezos schlau gemacht. Er hat verstanden, wie wichtig es ist, das private Vermögen vor dem Angriff Dritter zu schützen. Er war sogar bereit, die öffentliche Welle von Spott und Häme in Kauf zu nehmen, als er seine gemeinnützige Stiftung „One Day Fund“ zur Förderung von obdachlosen Familien gründete.
Im Unterschied zu Zuckerberg und anderen berühmten Moguln war Bezos bislang noch kaum mit wohltätigem Engagement aufgefallen. Ganz im Gegenteil. Die berüchtigten Arbeitskonditionen von Amazon-Mitarbeitern waren ständig das Thema von verschiedensten Berichten und Artikeln. Selbst der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders kanzelte ihn unverhohlen ab: „Keiner, der für die reichste Person der Welt arbeitet, sollte von Essensmarken abhängig sein. Keiner, der für einen Mann arbeitet, der täglich 260 Millionen Dollar verdient, sollte gezwungen sein, in seinem Auto zu schlafen. Und doch ist es genau das, was bei Amazon passiert.“
Die Stiftung ist ein einzigartiges Instrument
Für Unternehmer bedeutet das: Sie haben die Wahl. Sie können über die Superreichen lästern und alle ihre philanthropischen Motive in Zweifel ziehen. Diese Option bringt sie in der Verfolgung ihrer unternehmerischen Ziele allerdings nicht voran. Stattdessen können Unternehmer von den Superreichen lernen, wie das Vermögen effizient zu schützen ist. Diese Option ist konstruktiv und hilft dabei, das eigene Vermögen nicht nur zu schützen, sondern auch nachhaltig zu vermehren.
Böse Zungen behaupten, dass die Stiftung eine Steueroase sei. Doch das ist sie nicht, sie ist ein einzigartiges Instrument, die Gelder so fließen zu lassen, wie man es für richtig und sinnvoll hält. Man kann das hart erarbeitete Vermögen in die Verfolgung gemeinnütziger Zwecke investieren und dabei noch attraktive steuerliche Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Man kann aber auch das Vermögen für privatnützige Zwecke verwenden und immer noch die steuerlichen Vergünstigungen genießen. Die zweite Option mag vielleicht weniger edelmütig klingen als die erste. Sie ist aber völlig berechtigt und auf jeden Fall genauso rechtmäßig wie die erste Option. Wichtig ist: Egal, ob man edelmütig wirken will oder nicht, die Stiftung schafft begünstigte Rahmenbedingungen, bei denen sowohl gemeinnützige als auch privatnützige Zwecke in vollem Umfang verwirklicht werden können.
Dank Stiftungen ein spezifisches Ziel erreichen
Diese Einzigartigkeit der Stiftung als Instrument des Vermögensschutzes ergibt sich aus ihrer rechtlichen Natur. Ganz einfach ausgedrückt: Eine Stiftung ist eine Organisation, die dazu dient, ein spezifisches Ziel zu erreichen. Dient dieses Ziel dem Allgemeinwohl, geht es um eine gemeinnützige Stiftung. Fördert die Stiftung nur Familienangehörige des Stifters, handelt es sich in diesem Fall um eine Familienstiftung. Unabhängig von dem verfolgten Ziel wird die Stiftung durch ein Vermögen ausgestattet, das von dem Stifter auf das Konto der Stiftung übertragen wird. Die rechtliche Besonderheit der Stiftung besteht darin, dass ab dem Zeitpunkt der Vermögensübertragung das übertragene Vermögen nicht mehr dem Stifter selbst, sondern der Stiftung gehört. Und gerade diese Besonderheit macht die Stiftung zum optimalen Instrument des Vermögensschutzes, auf das allein in Deutschland mittlerweile jeder zweite der 1.000 wohlhabendsten Unternehmer zurückgreift.
Von den Vorteilen einer Stiftung kann man lange reden. Im Folgenden soll auf fünf Aspekte eingegangen werden:
1. Sicherung des Vermögens
Das Einbringen von Vermögen in eine Stiftung kann es vor potenziellen rechtlichen Auseinandersetzungen oder sogar politischen Veränderungen schützen. Die Struktur einer Stiftung ist so beschaffen, dass das darin enthaltene Vermögen getrennt vom Privatvermögen des Stifters ist. Dies kann als Schutzschild gegen potenzielle Klagen oder staatliche Eingriffe dienen. Außerdem wird das in einer Stiftung gehaltene Vermögen nicht nach dem traditionellen Erbschaftsmodell weitergegeben, sodass keine Ansprüche von Erben geltend gemacht werden können. Durch eine gut konzipierte Satzung hat der Stifter die Freiheit, sein Vermögen genau so zu verteilen, wie er es für richtig hält, ohne die Sorge, dass seine Entscheidung später angefochten wird.
2. Steuerliche Begünstigungen
In den meisten Fällen wird das Vermögen an die Stiftung durch Schenkung übertragen. Handelt es sich um eine gemeinnützige Stiftung, so kann eine steuerfreie Spende in den Vermögensstock der Stiftung im Jahr der Zuwendung und in den folgenden neun Jahren bis zu einem Gesamtbetrag von 1.000.000 Euro getätigt werden.
Privatnützige Familienstiftungen dürfen solche lukrativen Steuerprivilegien nicht in Anspruch nehmen. Nichtsdestotrotz sind auch diese Stiftungen steuerbegünstigt. Ein entscheidender Vorteil hierbei ist, dass dank des sogenannten Steuerklassenprivilegs die Schenkungen, die den Freibetrag überschreiten, mit der günstigeren Steuerklasse I besteuert werden. Weiterhin hat der Gesetzgeber Unternehmern ein großes Geschenk gemacht: Unter bestimmten Voraussetzungen kann Unternehmensvermögen zu 100 Prozent (sogenannte „Optionsverschonung“) oder zu 85 Prozent (sogenannte „Regelverschonung“) steuerfrei an eine Familienstiftung übertragen werden.
3. Vorhersagbarkeit der Erbersatzsteuer
Gemeinnützige Stiftungen sind von der Erbschaftsteuer komplett befreit. Anders sieht es bei privatnützigen Familienstiftungen aus. Da eine Familienstiftung unsterblich ist und dennoch meist ausschließlich der finanziellen Unterstützung der Familie des Stifters dient, ist sie der sogenannten Erbersatzsteuer unterworfen. Mit diesem Mechanismus wird alle 30 Jahre ein Erbfall simuliert und die Stiftung muss Erbschaftssteuer auf ihr Vermögen zahlen. Diese Steuer kann jedoch in jährlichen Raten über den 30-Jahres-Zeitraum gezahlt werden, was die Budgetplanung erheblich erleichtert.
4. Anpassungsfähigkeit und Kontrolle
Eine Stiftung bietet viel Spielraum für individuelle Gestaltung des Vermächtnisses und dem Stifter robuste Kontrollmechanismen, die auch nach seinem Tod weiter funktionieren. Eine klare und gut durchdachte Satzung ist dabei der Schlüssel.
5. Kontinuität und Stabilität
Eine Stiftung wird im Idealfall für immer gegründet und kann somit das Vermögen einer Familie über viele Generationen hinweg sichern. Dies ermöglicht es, auch in Zukunft wichtige Projekte zu fördern und die Werte und Ziele des Stifters fortzuführen. Selbstverständlich kann man nicht mit Sicherheit sagen, dass der festgelegte Zweck der Stiftung immer aktuell bleibt. Dennoch bietet die Stiftungssatzung die Möglichkeit, solche Szenarien zu berücksichtigen und in Absprache mit der Stiftungsaufsicht entsprechende Anpassungen zu vollziehen.
Die Verwendung von Stiftungen durch Bezos, Zuckerberg und andere Superreiche zeigt, dass Vermögenssicherung nicht nur das Hüten eines „Schatzes“ bedeutet. Es ist ein proaktiver, reflektierter Prozess, der die bestmögliche Nutzung von Ressourcen im Dienste persönlicher oder gesellschaftlicher Ziele anstrebt. Die Sicherung des Vermögens durch Stiftungen ist keine einfache finanzielle Transaktion, sondern erfordert strategisches Denken und sorgfältige Planung.
Es geht um den Schutz vor unerwarteten Risiken sowie die Schaffung einer nachhaltigen Struktur, die das Vermögen über Generationen hinweg erhält und nutzt. Dabei werden sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Ziele berücksichtigt. Und die gute Nachricht lautet: Die Vorteile einer Stiftung können nicht nur Großunternehmer, sondern auch Mittelständler genießen. Denn die Logik ist so: Die Stiftung wird nicht für Großunternehmen gegründet, die Stiftung wird gegründet, um aus einem Unternehmen ein Großunternehmen zu machen.
Über Sascha Drache:
Sascha Drache ist Experte für das Stiftungswesen. Er ist seit vielen Jahren in der deutschen Stiftungswelt unterwegs und gilt gemeinhin als der deutsche Stiftungspapst. Mit seiner Beratung in Sachen Stiftungsgründung unterstützt er den deutschen Mittelstand. Dabei begleitet der Experte seine Klienten über die gesamte Phase der Gründung und unterstützt sie dabei, die Stiftung auf einem festen Fundament zu errichten, um den Aufbau und Schutz des Vermögens langfristig sicherzustellen.