WAZ: Der Notfall will vorbereitet sein. Kommentar von Stefan Schulte
Essen (ots) – Natürlich bereitet sich Brüssel auf den Ernstfall in
Athen vor. Der Austritt aus dem Euro wäre eine Operation am offenen
Herzen. Da ist es nicht so ganz dumm, schon mal den Anästhesisten zu
rufen und die Herz-Lungen-Maschine unter Strom zu stellen. Zumal der
Verbleib eines Pleite-Staats in der Gemeinschaftswährung nicht
weniger heikel wäre. Beides wird angesichts des hellenischen
Regierungschaos mit jedem Tag wahrscheinlicher. Nur ist für
Notfall-Pläne der beste Aufbewahrungsort noch immer die Schublade.
Dass es sie gibt, darf man voraussetzen. Doch welcher Arzt würde
seinem Herzpatienten sagen, er möge sich nur mal rein vorsorglich auf
einen Infarkt einstellen? Handelskommissar De Gucht hat mit seinem
Interview sicher nicht zur Beruhigung beigetragen. Anders liegt der
Fall bei den Ideen des früheren EZB-Chefs Trichet. Er regte an, dass
die EU-Staaten im Extremfall ein Land für bankrott erklären und seine
Haushaltspolitik übernehmen könnten. Diese Radikallösung lässt sich
nicht im Stillen diskutieren, weil die Euro-Länder sie erst
einstimmig ermöglichen müssten. Ein Austritt Athens dagegen liegt
allein bei den Griechen. Dagegen muss sich Brüssel wappnen.
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